18. Oktober 2013

DENKBILDER Regula Stämpfli über

                                                                                                    -das Bild wurde aufgenommen von Marco Hartmann

Männerbein und Stöckelschuh

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I

In ihrem neuen Buch „Angezogen“ schreibt  die Kulturwissenschaft- lerin Barbara Vinken über das Geheimnis der Mode.  Eigentlich der falsche Titel zur heutigen Zeit, denn „ausgezogen“ ist hip und viel Fleisch zu zeigen das Gebot der Stunde. Das Mysterium der Imagination des verhüllten Kör- pers entschwindet im Schein- werferlicht. In der Katholischen Kirche geht es auch um Meta- physisches und das Fleisch. Im Sakrament wandeln sich Wein zu Blut und Hostie zum Leib.

Apropos Wandlung: Bei Vinken finden Sie lustige Episoden über Stöckelschuhe und Schminke, die vorwiegend von Männern getra- gen wurde. Überhaupt war das „starke“ Geschlecht in der Ver- gangenheit vor allem das „schöne“ Geschlecht. Männer und nicht etwa die Frauen putzten sich raus wie eingebildete Knilche. Erst  die Moderne  brachte den Wandel vom geschmückten zum profanen Mann. Männer legten die langen Gewänder ab und zeigten fortan Bein. Nur die Päp- ste, Kardinäle, Bischöfe und Priester hörten nie auf, Frauen- kleider zu tragen, womit wir bei der putzig-päpstlichen Schweizer- garde wären. Wussten Sie übrigens, dass tote Schweizer Söldner früher ihren Familien auch nach ihrem Ableben ein wirtschaftliches Auskommen ga- rantierten? Sie konnten entweder den Sezierern als Leichen verkauft werden oder ihr Fett wurde zu Seife verarbeitet, die wiederum gut Geld einbrachte. Darüber reden wir nicht natürlich nicht gern, wenn wir die päp- stlichen Hüter sehen. Trotzdem lohnt es sich, daran zu erinnern. Und sei es spätestens auch nur dann, wenn wir über den inter- nationalen und sehr lukrativen Organhandel reden.

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