1. November 2013

DENKBILDER Regula Stämpfli über

                                                                                                    -das Bild wurde aufgenommen von Yanik Bürkli

Demokratie-Maschinen-Raum

Denkbild 5

V

Von Robert Moses war bekannt, dass er Autos mehr liebte als Menschen. Also konzipierte der Stadtplaner des modernen New Yorks eine Wohnmaschine, die nach Aufgabenbereichen sauber aufgegliedert wurde. Arbeit, Schlafen, Unterhaltung, Shopping sollten klar voneinander getrennt werden, damit Stra- ssen sie verbinden können. Die Idee eines Körpers, der an einer Stelle denkt und an der anderen verdaut, wobei zwischen den Adern unauf- hörlich Blut, das heisst Autos, Lärm und Gestank fliesst, fand auch anderswo Gefallen.

Da schwafeln Einige gerne vom „Volkskörper“ , so als ob die Demokratie organisch und hierarchisch verbunden wäre. Smartvote – nicht ungefähr trägt das Zähl verfahren eine Auto- marke im Namen – vermisst dann folgerichtig, wenn auch völlig antidemokratisch, politisches Ja- und Neinsagertum. Wie Demo- kratie planen, wenn schon Urbanisten und Politologen meist alles falsch machen?

Die „Volksherrschaft“ ver- kommt immer mehr zur Autokratie. Wenn Wohnmaschinen und Demo- kratiemaschinen so konzipiert werden, dass sie nicht Idealen, sondern Strassenführungen und Rohstoffen gehorchen müssen,

dann erkennen wir auf den ersten Blick die Metropolis eines Fritz Lang und damit die Kritik an Gegenwart und Moderne. Des- halb ist der Grossratssaal ein wichtiger Ort. Er soll daran erin- nern, dass Demokratie Raum und Form und sich frei be- wegende Menschen zum eigenen Über- leben braucht. Dass der Gross- ratssaal von Journalisten und Politologen wie eine Bühne für in- szeniertes Politiktheater miss- braucht wird – denken Sie nur an den verwerflichen Titel „Classe politique“ für die Talkshow des Schweizer Fernsehens während den Sessionen – steht auf einem anderen Blatt.

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