6. Juni 2014

DENKBILDER Regula Stämpfli über die Bilderflut und „ratternde Algorithmen“

-das Bild wurde aufgenommen von Marco Hartmann

 

Der Dreck liegt immer unten

Denkbild 19

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Kürzlich sah ich die grossartige Julia Roberts in Erin Brockovich. Die Story basiert auf einer wahren Begebenheit als 1996 Pacific Gas and Electric die bis dahin höchsten Schadenersatzsumme in der Geschichte der USA berappen musste. Während Jahrzehnten hatte die Firma das Grundwasser der Bewohner von Hinkley in Kalifornien durch hochgiftiges ChromVI kontaminiert. In unserem Denkbild besucht der Fotograf Marco Hartmann die Schrebergärten im Gebiet altes Gaswerk im Norden von Chur. Das Erdreich des Areals ist ebenfalls

 

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 vergiftet und die Hobbygärtner wurden dazu aufgerufen, ihre Gärten zu räumen. Ausgerechnet eine neue Fäkalienstätte, der Aushub eines modernen Wcs, führte dazu, die Vergiftungen in der Erde festzustellen. Anders als in den USA mussten die betroffenen Gärtner keine Sammelklage organisieren, sondern es wurde ihnen Ersatzgärten zur Verfügung gestellt und die Gemeinde übernimmt die durch das alte Gaswerk versursachten Mehrkosten in Millionenhöhe. Anfang 2012 kam heraus, dass an der Baustelle der Autobahnumfahrung A5 in Biel Radioaktivität im Bauschutt gemessen wurde.

 

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Die Abfälle stammen wahrscheinlich von der Uhrenindustrie des letzten Jahrhunderts.Das Bundesamt für Gesundheit, das sich in den letzten Wochen als Softpornofilmer einen Namen gemacht hat, beruhigt die Bevölkerung noch bevor klare Daten über die eigentliche radioaktive Verseuchung bekannt sind. Verklagt wird auch hier niemand, vertuscht wohl eher. Chur kann und will sich solchen Dreck nicht leisten, Bundesbern hat definitiv „meh Dräck.“ Erst jetzt wird mir klar, weshalb Bündner sagen, sie „ginga gäga Bära aba“. Irgendwie hab ich mir das immer mit einem geografischen Abstieg von der Höhe in die Tiefe erklärt. Jetzt weiss ich, dass dies durchaus auch symbolisch gemeint sein kann.

 

 

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