17. Juli 2015

Über die Heilprozesse von Verletzungen

das Bild wurde aufgenommen von Theo Gstoehl

DENKBILDER Regula Stämpfli über die Bilderflut und „ratternde Algorithmen“

„Schmerz kann die Basis sein für eine empathische Entwicklung, ohne dass dies bedeutet, dass ein Mensch dadurch schwach wird und sich verliert.“ So erzählt der zauberhafte Psychoanalytiker Arno Gruen, wie wir als Menschen, Menschen werden können. Für die Medizin wären derartige Ansätze enorm wichtig. Statt nur immer nur Schmerz vermeiden zu wollen, könnte man versuchen, diesen zu transformieren. Statt sich aufs Wehtun, aufs Wohlergehen zu konzentrieren. Oder statt nur kranke Zellen zu bekämpfen, die gesunden stärken.

Aus der Psychotherapie kennt man dies übrigens schon länger. Da geht man vom „Problem-Reden“ schnell mal zur „Lösungs-Entwicklung“ hin. Die sieht dann meist so aus, dass man bei den Problemen noch sitzt während man bei Lösungen schon längst liegt: „Dies ist mir im Schlaf gekommen“ sagt ja eigentlich auch der Volksmund. Passt doch, finden Sie nicht auch? Vielleicht scheitern die Griechenlandgespräche ja vor allem daran, weil man a) nicht miteinander liegt und b) keinen Millimeter Mitgefühl für einander entwickelt. „Liegen statt Lügen“ wär doch mal ein gutes Motto für die Politik, oder?

Doch zurück zum Foto aus der Physiotherapie in Domat/Ems: Wir sehen hier ein Reizstromgerät. Die Maschine soll reizen und gleichzeitig wärmen. Nun erzählen uns jüngste Studien davon, dass wenn Therapien nicht nur maschinell, sondern auch sprachlich begleitet werden, um einiges stärker wirken. Was wärmt den Menschen mehr als ein liebendevolles Gespräch? Hätten wir Menschen nicht die Reaktionsgeschwindigkeit eines abschmelzenden Gletschers, wären wir dank Arno Gruen und anderer weisen Menschen in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg ins Zeitalter des Mitgefühls gerückt. Wie meilenweit die Politik davon leider entfernt ist, zeigt leider – und einmal mehr in der modernen Geschichte – eine deutsche Regierung.

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