28. August 2015

Ein Hohelied auf Schwein und Mensch

– das Bild wurde aufgenommen von  Norbert Waser-Casanova

DENKBILDER Regula Stämpfli über die Bilderflut und „ratternde Algorithmen“

Kaum ein Tier ist uns dermassen ähnlich wie das Schwein, was auch die vielen Schimpfwörter erklärt. Je näher man sich ist, umso verwandter auch die Kränkungen. Was wir nicht alles dem Schwein andichten, nur um von uns selber abzulenken! So blickt das Dreckschwein nur bei einer bestimmten Sorte Mensch aus dem Spiegel und nie bei Tieren. Denn besonders die Schweine sind sehr auf Sauberkeit bedacht. Sie würden nie dort essen, wo sie auch scheissen. Auch hier gewinnt das Schwein gegen Mensch. Glücksschweine sind aber Mensch und Tier, wenn sie, wie hier im Foto toben, fressen, schnüffeln und lieben können, ohne sich um so banale Dinge wie ein bisserl Dreck zu kümmern.

Schweine gehen lebens- lange Freundschaften ein, Sauen sind liebevolle Mütter und Schweine treten der Welt mit einem Enthusiasmus entgegen, der seinesgleichen unter den ritalingedämpften Menschenkin- dern sucht. Ein Schwein lernt in 20 Minuten, wofür ein Hund Wochen braucht. Neurowissenschaftler attestieren Schweinen menschen- ähnliche Verhaltensmuster und Gehirnstrukturen, sogar Schweine- heilige gibt es! Beispielsweise den „Säulitoni“, der allen Tieren Gesundheit bringen soll. „Hunde blicken zu uns auf, Katzen schauen zu uns herab, nur die Schweine behandeln uns als Gleichgesinnte“ meinte Winston Churchill.

Und Edgar Allan Poe erfasste richtig: „Menschen sind senkrechte Schweine.“ Wohl deshalb essen Araber und Juden kein Schweinefleisch, obwohl sie natürlich viel kompliziertere Begründungen anfügen, weshalb wann wo was nicht gegessen werden darf. „Das ist nicht von der Sorte Tun, die man nachmittags tun kann“ meint Ferkel (das auch nicht gegessen wird) im allerliebsten „Winnie the Pooh“, weshalb wir uns von diesem glitschigen religiösen Terrain sofort wieder verabschieden, ausser dafür zu beten, dass es Schweine und Menschen in der Masse verdient hätten, besser behandelt zu werden.

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