Friedenssoldaten und Kriegsgewinnler
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DENKBILDER Regula Stämpfli über die Bilderflut und „ratternde Algorithmen“
Galileo Galilei meinte zur Vermessung des Menschen bei Descartes: „Die neue Wissenschaft hat die Sinne vergewaltigt.“ In seiner „Ökonomie von Gut und Böse“ (immer wenn ich Böse schreibe, tippe ich Börse, was wohl kein Zufall ist) meint Tomas Sedlacek: „Modelle können uns an sich nicht überzeugen. Nahezu jede Weltanschauung hat eine Unzahl hinlänglich funktionierende Modelle produziert. Die Wahl einer Wirtschaftstheorie hängt also von der Weltanschauung und nicht von der Gültigkeit der Theorie ab“, womit wir bei der griechischen Tragödie und der eindrücklichen Volltruppenübung der Gebirgsinfanteristen angekommen wären.
„Soldaten sind Mörder“ schrieb einst Kurt Tucholsky. Heute sieht dies anders aus. Soldaten sind auch Befreier und Friedens-Sicherer. Dafür ist das Töten zum Kerngeschäft von Menschen geworden, bei denen man selten an „Mörder“ denkt: Herren in schicken Anzügen beispielsweise und Damen in klassischen Businesskostümen. Die entwerfen auf ihren monetären Schachbrettern Zwangsjacken-Sparpläne für demokratisch gewählte Regierungen, die nur ein Ziel haben: Die Reichen reicher zu machen und die Armen elendiglich zugrunde gehen zu lassen. Ein Drittel der Griechen hat keine Krankenversicherung mehr. Dimitri konnte seine Arztrechnungen nicht bezahlen, also sperrte man ihn monatelang ins Gefängnis, trotz Herzinfarkt (Süddeutsche 21.6).
Wie sich Schäuble, Merkel, Gabriel und Lagarde wohl fühlen, wenn sie in den Spiegel gucken? „Mein ist die Rache“ spricht Gott, oh wie ich mir in diesen Tagen wünschte, „sie“ könnte twittern! Könnte aber auch gefährlich sein, denn schliesslich wurde Jesus auch von seinem engsten Freund verraten – „tja, falsch geliked war eben immer schon halb gekreuzigt.“ (Dominik Erhard). Die Welt ist unordentlich geworden. Krieg und Frieden haben sozusagen die Uniformen gewechselt