14. März 2014

DENKBILDER Regula Stämpfli über die Bilderflut und „ratternde Algorithmen“

                                                                                                    -das Bild wurde aufgenommen von Olivia Item

Denselben Salat kann man nicht zweimal essen

Denkbild 16

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Stefan Wagner pflegt, zurechtkräutert und brutzelt Jahrzehnte nach den wilden Sex Pistols mit zarter Hingabe aber demselben Haarschnitt, im Hotel Stern in Chur all das, was uns teuer ist. Teuer im Sinn von kostbar, köstlich, denn gemäss meiner Beobachtung sind Köche eh die künftigen Priester eine immer populärer werdenden Glaubensbekenntnisses. Dieses besteht nicht wie andere Heilslehren aus orthodoxen Essgeboten, sondern das Essen selbst ist die Religion:

 

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„Du sollst nicht Falsches essen wider Deinen Körper“ oder „Du sollst nicht begehren Deines Nachbarn Schokolade“ oder „Du darfst nicht saufen“. Der erste Satz des postmodernen „Opiums für das Volk“ lautet: „Der Mensch ist was er isst.“ Frauen wissen sofort, was damit gemeint ist. Würden alle Frauen soviel Energie in die Politik statt ins Essen oder vielmehr ins Nicht-Essen stecken, wir lebten schon längst im Gleichstellungsparadies. Doch die Männer stehen den Frauen in nichts mehr nach, denn: „Der Fresser liebt die Fresser nicht“ – ein deutsches Sprichwort.

 

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Ach, ich vermisse in München oder in Zürich immer wieder „mon“ Bruxelles mit seinen „Moules et Frites“, dem „Gigot d ´agneau“, der „Tarte tatain“ oder der „Chèvre au miel“. Denn in der Deutschschweiz und im grossen Kanton des Nordens ist alles, was mit Essen zu tun hat, manchmal arg streng. Vegan ist das neue Vegetarisch und Fleischfresser werden in gewissen Kreisen mittlerweile genauso mitleidig angeschaut wie der einsamer Raucher draussen vor dem Restaurant. Die traurige Wahrheit – vegan hin oder her, Religion gut oder schlecht – aber bleibt „dass man denselben Salat nicht zweimal essen kann“ (Briefe an Flaubert).

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