15. November 2013

DENKBILDER Regula Stämpfli über

                                                                                                    -das Bild wurde aufgenommen von Yanik Bürkli

Die Kraft des Heiligen Geldes

Denkbild 6

V

Von Hitchcock wird erzählt, dass er auf der Fahrt durch ein kleines Schweizer Dorf plötzlich meinte: „Das ist die schrecklichste Szene, die ich je beobachtet habe!“ Die Exzentrik Hitchcocks war bekannt, deshalb erstaunte es die Freunde nicht, dass der Finger des be- gnadeten Regisseurs auf einen Priester zeigte, dessen Arm auf den Schultern eines kleinen Jun- gen lag. In Hitchcocks Augen war die Katholische Kirche das Herz des Finsternis, was Einige nach den schrecklichen Kinderfolterge- schichten, welche im Namen Jesu

Christi in den letzten Jahren be- gangen wurden, durchaus nach- vollziehen können. Die Kultur- wissenschaftlerin Christina von Braun erzählt in „Der Preis des Geldes“ von der Opferlogik, die jeder Währung innewohnt. Sie sieht die christliche Religion als Heilsbotschaft, die heutzutage eins zu eins in die klingende Münze übergegangen ist. Geld, das heutzutage kein Gramm mehr materielle Basis aufweist, fordert genauso bedingungslosen Glau- ben ein wie dies die Katholische Kirche von ihren Schäfchen. Die Ökonomieprofessoren benehmen sich dabei wie Theologen und be- haupten: Geld braucht keine

Deckung, der Markt legitimiert alle erfundenen Zahlen. Nun weiss es der Bischof auf dem Bild aber eigentlich besser. Seine Währung ist die Seele und die ist so verletzlich wie der Buäb an seiner Seite. Die Währung der Bahn- hofstrasse sind wir – unsere Körper mit deren Arbeits- und Konsumkraft inklusive spätere Verwertbarkeit. Damit Seele und Körper nicht verloren gehen, ist es aber höchste Zeit, über beide Währungen so nachzudenken, dass sie keine Opfer mehr produzieren.

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