DENKBILDER Regula Stämpfli über die Bilderflut und „ratternde Algorithmen“
-das Bild wurde aufgenommen von Rolf Canal
Die Frau ins Bild gesetzt
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Sie schaut direkt in die Kamera, das Gesicht auf den Mann hinter der Linse gerichtet, die Lippen zum Müntschi geformt, das allen gelten soll. Ein tolles Bild! Endlich eine Frau mit Kopf! Eine Ausnahme indessen, leider. Frauen haben in den Medien achtmal die höhere Chance mit Bild in den Medien zu erscheinen als mit Namen, Titel oder Amt. Frauen gehörten medial zu drei Viertel „anonyme Opfer“. Männer sind Individuen, Frauen immer eine Kategorie.
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Frauen haben in den Medien keine eigene Persona, sondern sind meist Mutter von, Ehefrau von, Schwester von, Tochter von …Männern. Wikipedia in den USA unterscheidet „Frauen“ von allgemeinen Kategorien. Amerikani- sche Schriftsteller sind selbstverständ- lich die Männer, amerikanische Auto- rinnen werden unter „Frauenliteratur“ entsorgt. Frauen dürfen – wenn überhaupt – nur zu Frauenthemen reden, Männer zu allem. Geben Sie auf Google irgendeinen Namen einer bekannten Frau ein, erscheinen sofort Kommentare zu ihrem Aussehen… selbst wenn sie eine Physikprofes- sorin ist. Die gegenwärtige UN-Frauenkampagne belegt wie die
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Suchmaschine Google Sexismus institutionalisiert indem sie die übelsten Beschimpfungen gegen Frauen „autokorrigiert“. Eine der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, Simone de Beauvoir, wurde anlässlich des Jubiläums ihrer Geburt im Jahr 2008 vom Observateur mit einem eigenen Heft gewürdigt. Diese Ehre kam bisher nur Männer- philosophen (lustig, dass man diesen Ausdruck selten braucht, obwohl er meist zutreffender wäre als „feministische Philosophin“ von Autorinnen, die zu allgemeinen Themen Stellung nehmen…) zuteil. Wie sah das Titelblatt zur Würdigung von Simone de Beauvoir aus? Richtig. Sie war von hinten zu sehen, selbstverständlich nackt.
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