4. Juli 2014

DENKBILDER Regula Stämpfli über die Bilderflut und „ratternde Algorithmen“

-das Bild wurde aufgenommen von (KEYSTONE/Arno Balzarini)

 

Homo Homini Apis – Der Mensch ist des Menschen Biene

Denkbild 17

[one_third]

W

Was wie eine Verhüllungsaktion des Künstlers Christo aussieht, ist in Wahrheit globalisierte Landwirtschaft. Mit enormem Aufwand wird die Erdbeerernte vor den Widrigkeiten der Natur geschützt. Früher zog der Steinzeitmensch als Sammler über das Land, um mit Früchten sein Überleben zu sichern. Heute zieht der moderne Mensch als Wanderarbeiter von Land zu Land, um das Überleben der Früchte zu sichern. Denn aus dem Schlaraffenland ist vielerorts eine ökologische Wüstenei geworden.

 

[/one_third]

[one_third]

Die Natur im Akkord für sich arbeiten zu lassen, hinterlässt immer stärkere Spuren. In China sind durch die extreme Umweltverschmutzung die Bienen fast verschwunden und es müssen Menschen deren Aufgabe übernehmen. In emsiger Betriebsamkeit schwärmen chinesische Hilfskräfte auf die Felder, um Blüte für Blüte zu bestäuben. Ein Sinnbild für Umweltzerstörung, das in seiner Intensität unübertroffen ist. Und gleichzeitig ein Warnsignal: wenn die Arbeiter so billig sind, dass sie die Arbeit von Bienen machen müssen, dann stimmt etwas ganz und gar nicht.

 

[/one_third]

[one_third_last]

Wenn nun also in Landquart portugiesische Arbeiter ein Erdbeerfeld abdecken, dann ist dies nur möglich, weil die kleinen Früchte mehr wert sind als die aus über tausend Kilometer Entfernung hergekarrten Erntehelfer. Dass die Löhne in der Schweiz genügend hoch sind, um den Menschen einigermassen ihr Einkommen zu sichern, ist bislang immerhin ein Trost. Wirklich Gedanken müssen wir uns machen, wenn auch hierzulande die Menschen in den Bäumen die Äpfel per Hand bestäuben müssen – dann hat der Markt endgültig über die Menschen gesiegt. Und dann müssen nicht nur Erdbeerfelder vor Frost geschützt werden.

 

[/one_third_last]

Schreibe einen Kommentar