23. Mai 2014

DENKBILDER Regula Stämpfli über die Bilderflut und „ratternde Algorithmen“

-das Bild wurde aufgenommen von   Yanik Buerkli

 

Die Kuh mit dem geschmückten Schwanz

Denkbild 20

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David Attenborough erzählt im Das Leben der Vögel von Vogel-Männchen, deren Existenz dadurch bestimmt ist, den Weibchen zu gefallen. Da wird geschmückt, gesungen, zauberhafte Nester gebaut; es wird getanzt, gehüpft, geplustert, gefärbt was das Zeugs hält. Die Kinder und ich kicherten über die Brauttänze der balzenden Männchen. „Wieso ist es eigentlich bei den Menschen umgekehrt?“ Die Soziologen behaupten, dass die akzeptierte männliche Attraktivitätserwartung unsere Gesellschaft bestimme. Sie verschweigen, wem die Umkehr der natürlichen Schönheit der Männer zum Schönheitszwang für Frauen, nützt.

 

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Entscheidet bei den Weibchen das Aussehen statt die Gebärfähigkeit, wird die Welt auf den Kopf gestellt. Nicht die Natur, sondern Religion, Geld und Ideologie bestimmen die Verhältnisse. Dies hat durchaus Vorteile: Geht es nicht ums Gebären, dann können auch nicht-gebärfähigen Weibchen mit ihrer Schönheit (oder Geld) die Männchen bezirzen ebenso wie Männchen andere Männchen. Der Nachteil dabei ist, dass, wie man es auch dreht und wendet, die Selektionsmacht immer bei den Männchen liegt. Die Gebärfähigkeit, die in der Natur die Weibchen zum stärkeren Geschlecht macht, mutiert in einer Gesellschaft, die die Weibchen unterdrückt, zu einer männlichen und damit zu einer künstlichen Angelegenheit.

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In traditionellen Kulturen, in welchen die Religion die Weibchen unterwirft, ist zwar das Gebären noch wichtig, es steht aber ausschliesslich unter männlichem Recht. Wohin führt dies alles eigentlich? Zum Aussterben der Weibchen. Feststellbar schon heute in der weltweit hunderttausendfach betriebenen Abtreibung weiblicher Föten. Schopenhauers DieWelt als Wille und Vorstellung ist also schon sehr weit ins Reagenzglas gesunken. Retour á la nature rief J.J. Rousseau. Soweit würde ich nicht gehen. Dennoch würde ich lieber den Stier als die Kuh schmücken.

 

 

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