Mehr Gewitter braucht das Land
das Bild wurde aufgenommen von Michael Gebendorfer
DENKBILDER Regula Stämpfli über die Bilderflut und „ratternde Algorithmen“
Wussten Sie, dass unser Wort „Wetter“ ursprünglich „Wehen, Wind und Luft“ bedeutete? Auch die alten Griechinnen sahen im Gott der Lüfte, Αἴολος (Aiolos) genannt, einen wichtigen Wettermacher. Die archaische Kraft des Gewitters mit tödlichen Blitzen und sintflutartigen Regenfällen wird speziell im Gebirge deutlich. Nirgendwo sonst wüten die Wolken so eindrücklich wie in den Höhen und wettern können die Bergbewohner auch ganz nett. Gewitter besitzen aber auch eine kathartische, also reinigende Kraft.
Die Luft ist nach dem Unwetter frisch und duftig und die Seelen der Menschen spüren oftmals immer noch die uralte Glückseligkeit, der Naturgewalt wieder einmal entkommen zu sein. Reinigende Gewitter kann man auch nach jedem Krach beobachten oder wie es so schön in einem deutschen Sprichwort heisst: „Der Ärger ist als Gewitter und nicht als Dauerregen gedacht. Er soll die Luft reinigen und nicht die Ernte verderben.“ Wer wettert lässt Luft raus, wer wütet, macht richtig Krach. Wie in der Natur, so in der Politik. Grosse Veränderungen gehen immer mit Krach einher. Sie müssen erkämpft und überlebt werden.
Nur in der Schweiz meint man, Revolutionen an der Urne beschliessen zu können. Dass dies jedoch nicht der Fall ist, hat leider das Frauenstimm- und Wahlrecht gezeigt. Das wurde ja auch erst zu einem Zeitpunkt eingeführt als es nix mehr Revolutionäres war. So änderte sich auch nach 1971 nicht mehr viel in der Politik, ausser, dass Frauen endlich den vollwertigen Menschen- und Bürgerstatus hatten. Trotzdem: Veränderungen müssen erkämpft werden. Auch erkaufen kann man sie nicht, siehe Ökosteuer. Die beruhigt nur das Gewissen, aber nicht die Natur. Deshalb: Mehr Gewitter in der Politik! Zudem wir wissen, dass nach „drü Taag Rägä, drü Taag Schnee“ es „äm Schätzeli nümä“ wehtut.