Nur Bares ist Wahres

– das Bild wurde aufgenommen von  Michael Gebendorfer

DENKBILDER Regula Stämpfli über die Bilderflut und „ratternde Algorithmen“

Das schmiedeiserne Tor mit gold- verstaubtem Look erinnert an vergangene Zeiten. Als man private Wertgegenstände, wertvolle Münzen und Bargeld aus aller Welt noch jahrzehntelang sicher aufbewahren konnte. Hinter dem Tor vermutet man viele verschlungene Gänge, vielleicht sogar zu geheimen Verliesen? Statt modernen LED-Lampen müssten dann loderne Fackeln für Licht sorgen und die Luft wäre entsprechend kühl. Geld und Gold wären noch magisch gebunden, von Zwergen bewacht.

Alles vorbei

.Modernes Geld braucht keinen Schutz, keinen Aufbewahrungsort, keinen Geheimfachschlüssel mehr. Geld ist mittlerweile eine mathematische Zauberformel in den Händen der Notenbankiers. Einmal Franken hoch und schwupp: Weg ist Ihr Arbeitsplatz im Tourismus oder Exportsektor! Da nützt Ihnen auch kein Bargeld mehr! Zwar haben Sie und ich noch ein paar Nötli in unserem Portemonnaie. Aber selbst das will uns die Nationalbank nehmen. Die Schweizer schlugen doch tatsächlich an einer exklusiven Tagung in London vor, das Bargeld ganz zu verbieten. Sie staunen? Ich auch. Denn das hiesse nichts anderes, als dass Grossi ihrem Lieblingsenkel nicht mal mehr 5 Franken zustecken kann, ohne dass die Bank dies mitbekommt.

Doch das Verbot von Bargeld wird hinter unserem Rücken vorbereitet. Eine Schweizer Bank hat schon Anfang dieses Jahres einer Pensionskasse verweigert, grosse Summen des Vermögens abzuheben und bar im Tresor zu verstauen. Die Versicherung wollte die Zinsen sparen, da Geldtransport viel billiger ist als die unendlich hohen Gebühren, die die Bank für die Konten verlangt. Gefährlich ist das. Denn schon Dostojweski stellte im autoritären Zarenreich fest: „Geld bedeutet geprägte Freiheit.“ Wer Bargeld abschafft, schafft jede Freiheit von Ihnen und mir ab. Und letztlich sprengt der Nationalbankvorschlag auch das Tor der Graubündner Kantonalbank. Schrecklicher Gedanke, nicht?