12. September 2014

DENKBILDER Regula Stämpfli über die Bilderflut und „ratternde Algorithmen“

– das Bild wurde aufgenommen von Norbert Waser-Casanova

„Die Berge sind kein Reservat, dort wird auch gelebt“

 

Lieber Hosen am Ständer als keine Zähne im Mund

Denkbild 25

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Das letzte Hemd hat ja bekanntlich keine Taschen. Und bei Hosen, die wie auf dem Bild verkehrt herum aufge- hängt sind, fällt das, was einmal in den Taschen war, ganz einfach heraus und auf den Boden. Dort muss man es nur noch einsammeln und dann Fersengeld geben. Der Sennin, die auf der wunderschönen Bergwiese von morgens bis abends buckelt und schuftet, bleibt am Ende auch nichts mehr übrig. Jeder sechste Bauer in der Schweiz hat seit 2003 seinen Hof aufgegeben. Und das bestimmt nicht, weil ihm ein lukratives Leben als Investmentbanker oder Büroange- stellter erstrebenswerter erscheint.

 

 

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Aber viel zu lange haben die Bauern ausgerechnet jenen politischen Kräften vertraut, die sie wie die Kälber zum Schlachthof führen. Freihandel, Spekulation mit Agrarrohstoffen, Genfood-Import, Saatgut-Monopo- lisierung… alles SVP, CVP und FDP! Dabei essen Schweizer Bauer doch vorwiegend Kartoffeln, also sollten sie gar nicht so „Dumm wie Brot“ (Buchtitel des Arztes David Perlmutter) sein. Aber vielleicht ist es es aus der luftigen Höhe einer beschaulichen Alp auch sehr schwer zu erkennen, dass die gleichen Politiker, die vor lauter Nationalstolzgeschrei kaum mehr ein sinnvolles Wort von sich geben können, am Ende die ersten sind, die für die eigene Karriere und den eigenen Vorteil auch noch die eigene Grossi an die Chinesen verkaufen.

 

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Den Bauern geht es in ihrer politischen Fehleinschätzung gleich wie den französischen Sozialdemokraten mit ihrem Präsidenten. Der hat nichts Besseres zu tun als einkommensschwache Menschen als „zahnlos“ zu beschimpfen. Wenn einige Bauernvertreter nun politisch einfaltsloser blöken als ihre Geissen, sollten sie doch hin und wieder daran erinnert werden, dass die Hosen am Ständer nur noch dann flattern können, wenn jemand auf dem Hof mithilft statt ihn mit unfairem Freihandel und an der Börse zu verhökern.

 

 

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