25. September 2014

DENKBILDER Regula Stämpfli über die Bilderflut und „ratternde Algorithmen“

– das Bild wurde aufgenommen von Norbert Waser-Casanova

 

Den Himmel denken statt zählen

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1754 denkt ein kleiner preussischer Hauslehrer über den Kosmos nach. Ohne irgendeine mathematische Berechnung erklärt er die Entstehung der Welt und des Himmels. Seine Schrift, deren Bedeutung kaum unterschätzt werden kann, blieb bis heute eher unbeachtet.1923 bewies ein amerikanischer Technikfreak namens Edwin Hubble, wie nah der kleine Hauslehrer, über 200 Jahre zuvor, allein durchs Denken und nicht durchs Messen, der physikalischen Wirklichkeit des Universums gekommen war. Bevor die Menschen zu zählen begannen, konnten sie also denken.

 

 

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Ohne den grossen Philosophen von Königsberg – unser kleiner preussische Hauslehrer am Anfang dieser Geschichte – mit dem schönen Namen Immanuel Kant, wären beispielsweise Albert Einstein und Werner Heisenberg nie zu ihren bahnbrechenden Erkenntnissen über den Raum und die Zeit gekommen. Einstein bewies Kants Diktum der „Vorstellung des Raums“ und dessen Idee der Zeit, die nicht „allgemein“, sondern eine Form der „sinnlichen Anschauung“ sei. Letzteres führte Werner Heisenberg auch zu seiner genialen Quantentheorie, die davon erzählt, dass die Dinge nicht so sind wie sie sind, sondern dass die Beobachtung sehr wohl die Dinge mitforme und umgekehrt.

 

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Tja. Wer die Welt vermessen will, sollte dies nur tun, wenn er oder sie diese auch denken kann. So meinte Einstein zu Heisenbergs ungemütlicher Erkenntnis der Abhängigkeit der Dinge vom Sehen, Beobachten und Deuten: „Die Theorie liefert viel, aber dem Geheimnis des Alten (sprich Gott) bringt sie uns kaum näher. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass der nicht würfelt.“ Nun ja. Ich bin überzeugt, dass sie würfelt…und werde mein Leben damit verbringen, eine Schrift zu konzipieren, was dies für uns Menschen und unsere Grundrechte heisst, damit wir, wie im Bild oben, fest und doch vergänglich, noch lange in der Sonne leuchten können.

 

 

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